Samstag, 15. September 2012

Mein(e)...

DAS war sie also. Meine erste Woche in meinen eigenen 4 Wänden. Meine erste Woche "ohne" Mama&Papa. Meine erste Woche knapp 2000 km entfernt von dem Ort, wo ich 18 Jahre bis jetzt gelebt habe. Meine erste Woche in St. Petersburg!
Und ich frage mich, wo ist die Zeit hin?

Aber der Reihe nach.


... Wohnung

Nach einem lustigen Tagesausflug zu IKEA ist unsere Wohnung um einiges bunter und um ein paar Dinge reicher, die man braucht.
Zum Beispiel Mülleimer, Pfannen mit Griff, Kissen, Handtücher...
Unsere Wohnung liegt 10 Minuten Fußweg vom finnischen Bahnhof entfernt und hat somit eine ziemlich zentrale Lage.
Wir haben:
  1. 3 Zimmer, wovon ich natürlich das schönste habe.

  2. Ein Bad mit einer Badewanne und einem Fenster, welches nur noch an einer Stelle gehalten wird.
  3. Eine Küche mit dem einzigen Waschbecken der Wohnung - die Spüle, einem Kühlschrank, von dem der Klempner am Donnerstag meinte, dass er das Jahr gerade noch so durchhalten wird.
    Wir hatten Besuch vom Klempner, da unsere Küche aufgrund des abgetauten Kühlschrankes "unter Wasser stand".
  4. Ein WC, indem kann man nicht nur die russischen Farben lernen, denn dort hängt ein Lernplakat mit Farben, sondern auch alltägliches russisch von echten Russen, denn man hört die Nachbarn, aber (leider) versteh ich noch kein Wort, von dem was sie erzählen. 

Ich möchte hier nocheinmal auf das kleine "Quiz" aus dem vorletzten Eintrag hinweißen. Bis jetzt sind alle Vorschläge falsch, aber nicht sind ja nicht viele Vorschläge gemacht wurden.
Zum anderen, wer meine Adresse möchte, der soll mir das sagen. Ich freu mich immer über Briefe, Pakete und Besuche (:

Mein Bett -Tag und Nacht von Ivan Ivanovic
und Sören Schnitzel bewacht

...Zimmer

Es ist fertig. Ok, ich gebe zu, dass ist es schon seit dem ein oder anderen Tag.
In meinem Zimmer gibt es ein Bett, einen Schrank, einen Schreibtisch, einen 2ten Schrank, ein Fenster und ganz wichtig, viele viele Karten, Fotos& andere Erinnerungsstücke, von geliebten Mensch.
Eigentlich nichts besonderes, aber ich fühle mich hier wohl und auch zu hause.
Und ich bin jetzt seit über einer Woche in diesem Zimmer und bis jetzt ist es so ordentlich, wie nie mein Zimmer zu hause (:
Mein roter Faden













... Mitbewohner 

Fina & Sophie
Manch andere mögen uns als "Langweiler- WG" bezeichnen, aber ich finde es alles andere als langweilig.
Gemeinsam Einkaufen, kochen, essen.
Unsere gemeinsamen Mahlzeiten endet fast immer in einem Lachanfall und auch sonst haben wir jede Menge Spaß zusammen.
Einen Putzplan brauchen wir nicht, denn einer findet sich immer, der abwäscht und die anderen Sachen macht.
Und da wir nicht so viele Teller, Tassen, Besteck... haben, wird sich auch nie das dreckige Geschirr bei uns stapeln. Wir können also immer Besuch empfangen (:

Ich finde meine WG klasse und würde mir keine besseren Mitbewohner und Wohnung vorstellen können (:

... Arbeit

Die Arbeit macht mir von Tag zu Tag mehr Spaß und langsam gewöhne ich mich daran, dass ich solang unterwegs bin.
Ich verlasse Montag bis Freitag gegen halb 9 das Haus und komme jeden Tag gegen halb 7 nach Hause.
Von diesen 10 Stunden sind aber alleine 3 Stunden reine Fahrzeit.
Die Fahrt zur Arbeit nutze ich aber fleißig zum Vokabeln lernen und hab schon manch komischen Blick in der Metro geerntet, als ich "Mein russisch Wörterbuch" ausgepackt habe und Tiere oder Kleidungsstücke zusammen mit Fina gelernt habe.
Auf Arbeit können die meisten Deutsch oder Englisch, dass erleichtert den Anfang zwar erheblich, aber leider ist somit auch der "Druck" nicht so groß, schnellst möglich und viel russisch zu lernen. 
Als ich am Montag morgen die Einrichtung betreten habe, habe ich mich gleich wohl gefühlt, denn es entsprach nichts meinen Vorstellungen. Ich habe mir alles dunkel, ungemütlich und kalt vorgestellt, aber im Gegenteil, es wirkt alles hell, gemütlich und offen.
Die Mitarbeiter des Zentrums begrüßten uns fröhlich und auch der Umgang mit den Kindern ist auch anders als ich mir vorgestellt habe. Er ist liebevoll und ♥lich.
Aufgrund der vielen Betreuer ist auch ein viel individuellerer Umgang möglich. Eigentlich eine wundervolle Stelle.
Die Kinder sind alle ganz verschieden. Verschieden von ihrer Art, ihrer Behinderung und auch von der Stärke ihrer Behinderung. So haben wir einen Jungen, ich nenne ihn in meinem Blog einfach jetzt Jakob, der Autist ist. Jakob ist ein richtiger Sonnenschein. Besonders freut er sich immer, wenn er gewickelt wird, oder wenn man mit ihm Auto spielt.

Das schwächste Kind der Einrichtung, sie nenne ich einfach Luise.  Reden, laufen, selber essen alles unvorstellbar. Aber auch das Schlucken ist so gut wie unmöglich. So kann sie nur mit Brei gefüttert werden, und wer das ein Jahr machen darf, der hat nach einer gewissen Zeit sicherlich extreme Armmuskeln, denn nach dem der Brei im Mund verschwunden ist, muss man ihren Unterkiefer bewegen, so als wenn man kauen würde.
Bei dieser Aufgabe war ich anfangs extrem verunsichert, denn ich finde es ist ein komisches Gefühl einem Menschen so zum Essen zu "zwingen", auch wenn es die einzige Möglichkeit ist, aber auch, dass man nicht weiß, ob man dem anderen gerade weh tut.

Antonia, auch sie heißt in Wahrheit anders, ist unser aufgewecktestes Kind. Ich vermute, sicher bin ich mir allerdings nicht, dass sie das Down-Syndrom hat.
Mir wurde immer gesagt, dass ich extrem schnell sei in meinen Handlungen. Wer das sagt, der hat Antonia noch nicht getroffen.
So schnell, wie sie ihre Strumpfhose immer ausgezogen hat, kann man gar nicht schauen und auf Grund mangelnder russisch Kenntnisse ist es für mich auch noch sehr schwer, sie davon zu überzeugen, dass es mit Strumpfhose besser ist, als ohne.

Das letzte Kind, dass ich euch jetzt vorstellen möchte, ich nenne ihn Ludwig, sitzt im Rollstuhl. Ludwig kann ebenfalls nicht reden, aber ich bin mir sicher, dass er alles oder zumindest sehr sehr viel von dem versteht, was wir ihm erzählen.

Ich könnte noch von vielen anderen Kindern berichten und auch zu den bereits benannten noch so viel schreiben, denn jedes von ihnen ist ganz besonders und wundervoll, aber ich hab ja noch ein paar Arbeitstage und da werde ich sicherlich noch das ein oder andere von "meinen" Kindern berichten.

... Erlebnisse

 Eine Woche, das macht 168 Stunden, oder 10 080 Minuten oder 604 800 Sekunden, von den ich euch berichten könnte, denn jede Sekunde ist einzigartig. Langsam stellt sich der Alltag ein, aber dennoch, vieles ist immernoch neu.
Als ich am Montag von der Arbeit zu hause rein war, da hab ich mich gefragt, was ich hier eigentlich mache. Ich war völlig fertig und auch sind die ersten kleinen Heimwehtränen geflossen, aber dank lieber Mitbewohner waren diese schnell wieder getrocknet.
Bis auf die Heimwehtränen und die Frage, was ich hier eigentlich mache, verliefen der Dienstag- und Mittwochabend genauso. Abends nach Hause kommen, gemeinsam Abendbrot essen und dann "entspannen und Kraft tanken für den nächsten Tag.
Aber es wäre ja langweilig geworden, wenn das ewig so gegangen wäre.
Und so war es Donnerstag auch vorbei mit der Ruhe.
Beim Aufstehen sah es aber noch nach einem ganz normalen Tag aus und dies blieb auch so, bis Fina und ich uns auf den Weg nach Hause machten.
Sophie hatte sich freundlicherweise dazu bereit erklärt, da sie ersten weniger Stunden am Tag arbeitet als wir (Fina und ich sind sowieso die, die am längsten von allen arbeiten) und zweitens auch nur 15 min zu Fuß zur Arbiet braucht, einkaufen zu gehen.
Doch daraus wurde nichts, denn sie musste Geld abheben, denn das letzte Geld hatte sie zuvor dem Klempner gegeben.
Aus uns unbekannten Gründen ging Sophie ihre Karte nicht. Aber die Karten von Fina und mir gingen ebenfalls nicht, da wir aber nichts mehr zu essen zuhause hatten, gingen wir von dem letzten Bargeld, das wir noch hatten, einkaufen und nahmen sofort nach der Rückkehr vom Einkaufen Kontakt nach Deutschland und zur Bank auf.
Wir bekamen von der Bank mehrere Gründe zuhören, woran es liegt.

1ter Grund:  Es läge eine Verbindungstörung vor, die aber bald wieder behoben werden solle.
kurze Zeit später: 2ter Grund:  Wir hätten alle unseren PIN 3 mal falsch eingegeben, deshalb wären unsere Karten gesperrt worden, nur habe ich meinen PIN nur ein einziges Mal und das richtig eingegeben. Daran konnte es also auch nicht liegen.
Also noch eine Mail an die Bank verfasst. 3ter Grund: "Es liegen aktuell systemseitig keine Informationen vor, die die Nutzung Ihrer DKB-VISA-Card einschränken."

Wie gut, dass heutzutage alles so modern und einwandfrei funktioniert.
Wir konnten jedenfalls am nächsten Tag Geld abheben und somit war das Problem für uns aus der Welt, aber mal schauen, ob das eine einmalige Aktion war.

Nachdem ich die erste Arbeitswoche gut und gesund überstanden hatte, die Ersten hatten schon die ersten freien Tage auf Grund von Krankheit, war endlich Wochenende.
Und was macht man mit der vielen langen Zeit? Erstmal ausschlafen. Unser Frühstück war schon wieder ein frühes Mittagessen und danach ist die Zeit nur davon gerannt.
Zum Abend hatten wir noch Besuch von 2 anderen Freiwilligen, die sich unsere Wohnung einmal anschauen wollten.
Nach einem Rundgang, einem gemeinsamen Abendbrot machten wir uns auf um St. Petersburg einmal bei Nacht zusehen.
Auch wenn wir nur mal kurz in der Nähe spazieren waren, so bot sich uns eine wundervoller Anblick.
Und es tat gut, mal aus der Wohnung raus zukommen und auch sich mal mit anderen Freiwilligen zu treffen.

Und morgen geht es gemeinsam ans Meer (:
 

2 Kommentare:

  1. Ein toller Beitrag ;) Und ich bin sogar noch wach :D

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  2. Da hast du echt lange dran gebastelt :) Und er ist wunderbar geworden. Nach dem Jahr möchte ich dieses Foto von St. Petersburg bei Nacht haben :)

    Ich hab dich gaaanz gaaanz doll lieb!!! :*

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