Samstag, 3. August 2013

Ausgesetzt in der Wildnis

noch 11! Tage bis zur Ausreise.

Da ist auch der Juli schon vorbei und ich habe diesen Monat ganze 2 Nächte in meinem eigenen Bett geschlafen und ich habe fast genauso viele Nächte in einem Zelt geschlafen, wie in einem Bett.

Gleich am ersten Tag des Monats ging es los.
Unser Badezimmer
Vor mir lagen 11 Tage ohne fließend Strom und Wasser, dafür mit der wohl größten Badewanne in der ich mich jemals gebadet habe und die gleichzeit auch noch Waschmaschine war - die Ostsee! (den Umweltfaktor lass ich lieber einmal unter den Tisch fallen)
Theoretisch gehörte das Lager noch mit zu meiner Arbeitszeit, aber man kann den Tag mit sehr wenigen Worten zusammenfassen: Essen und am Meer liegen und nichts tun.

Ok, ein wenig mehr haben wir schon gemacht, zum Beispiel waren wir einen Vormittag mit den Kindern reiten oder machten Sport oder bastelten.

und unsere Küche

Am ersten Tag hat jedes Kind mit seinem Betreuer (es war eine 1 zu 1 Betreuung) eine Flagge gebastelt und aus all den Flaggen sollte in der Theorie gleich "die Flagge des Lagers" gewählt werden und dann gehisst werden.
In der Praxis sah es aber dann so aus, dass die Wahl am letzten Abend des Lagers erst statt fand, ABER es gab 2 Gewinnerfalggen und eine davon war die Flagge von meinem Kind und mir!
Ansonsten wurde auch viel gelacht, getanzt, geschwommen, Sandburgen gebaut... alles was zu einem Strandurlaub dazu gehört.

Mit dem Ende des Lagers, war dann auch wirklich meine Arbeit hier in Russland zuende und vor mir lag nur noch mehr Urlaub. (:
Ruhestunde


Nach meiner Nachtwache
(Ich durfte alleine bis früh um 7 wach bleiben und aufpassen, dass alles ruhig ist)

meine 2 Kinder aus meinem Zentrum


Danke für 12 lustige Monate!

leider ging kein Wind, aber die Flaggen hingen


Und das tat er auch. Nach nur einer Nacht zuhause ging weiter.
Denn schon Freitag Mittag hab ich mich mal wieder in einen Bus gesetzt, um nach Estland zu fahren.

Mein erstes Ziel war Narva, wo ich von Anna und Marcel empfangen wurde.
Von Narva ging es am nächsten morgen über Kunda zurück ins Dorf, wo gleich am ersten Abend ein Dorffest mit Volleyball und anderen Spielen statt fand.
Es war ja nicht  das erste mal, dass ich im Dorf war, aber es war dennoch schön, wie herzlich und lieb ich von allen aufgenommen wurde.
So durfte ich gleich in der Mannschaft von Maarja Küla mit antreten.

In diesen 2 Wochen arbeitete ich fleißig bei Marcel mit.
Ob für alle Bewohner des Hauses Essen zu kochen, spazieren zu gehen, an Marcels Projekt zu areiten oder an Kunststunden teilzunehmen. Es gab immer etwas zu tun.

Aber arbeiten ist nicht alles und so machten Marcel und ich uns an einem Donnerstag Abend mit Zelt, Schlafsack und Isomatte bewaffnet auf dem Weg nach Tartu.
Unser Ziel war der Peipsisee. Der Grenzsee zu Russland und um Geld zusparen nahmen wir nicht den Bus, sondern versuchten es mit trampen.
Nach einer Rundfahrt durch Tartu, weil wir den falschen Bus genommen haben, waren wir gegen 11 Uhr abends an der Stadtgrenze von Tartu und wurden tatsächlich noch von 2 Russen mitgenommen und kamen so noch an unserem Tagesziel an.
Als wir gegen halb 2 in Mustvee ankamen und unser Zelt im Schein einer Taschenlampe aufauen wollten, mussten wir leider feststellen, dass die Stangen, die das Zelt in der gewünschten Form halten, nach dem letzten zelten nicht mit eingepackt wurden.
Unser Zelt (:

Aber Not macht bekanntlich erfinderisch und so wurde das Zelt mit einem Strick an einem Baum festgebunden.
So konnte man zwar in dem Zelt liegen, aber auf grund des Strickes konnten wir die Regenplane nicht richtig über das Zelt legen und als der Himmel früh um 6 seine Schleusen öffnete hatten wir kurze Zeit später das Wasser auch im Zelt.
Aber davon liesen wir uns nicht abbringen- Vorerst zumindest.
Deswegen ging es am nächsten Morgen Richtung Süden, vorbei am "Kalev-Helden-Stein".

Ein großer Stein im Nichts, aber Dank eines 3 sprachigen Informationstafel erfuhren wir, was es mit diesem Stein auf sich hat. Angeblich hat der estnische Nationalheld diesen Stein von Tallinn aus geworfen, weil sein Pferd dort von Wölfen angegriffen wurde. (Zwischen Tallinn und Mustvee liegen 170 km)
Mit einem kleinen Stopp in Kallaste und Alatskivi ging es weiter nach Nina. Eines der Dörfer der Altgläubigen.
(Die Altgläubigen ist eine Volksgruppe die vor 200 Jahren aus Russland nach Estland geflohen sind)
In Nina wurden wir auch prompt von einem Mann angesprochen, der uns erst seine Kriegswunden aus dem Krieg gegen Afghanistan in den 70'er präsentierte und uns dann weiter an eine Pension vermitteln wollte.
Da wir an diesem Tag aber noch weiter wollten, lehnten wir ab und versuchten anschließend den Weg aus dem Dorf zu finden, was sich als schwieriger herausstellte, als gedacht, denn 4 der 5 Straßen endeten in Privatgrundstücken und als wir endlich die richtige Straße gefunden hatten ging es 4 Kilometer zu Fuß auf einer Feldstraße zur nächsten großen Straße. In der Hoffnung, dass uns jemand in das nächste Dorf mitnimmt.
Die Hauptstraße von Nina

Bis wir aber auf diese trafen fühlten wir uns, als ob wir plötzlich in Rumänien oder Ukraine gelandet wären -
Omas mit ihren Hunden, Felder, Wiese und Wälder wo man hinblickte, nur eine Feldstraße und kleine (kaputte) Häuser.

Doch nach dem nächsten Regen, einem immernoch Stangenlosen Zelt beschlossen wir zurück nach Tartu zu trampen und schafften es sogar noch bis ins Dorf.
Und so war der Ausflug nach 24 Stunden schon wieder vorbei, aber die Vorstellung nach einem gemütlichen Bett war einfach besser als in einem nassen Zelt zu schlafen.
Ich weiß nicht, wann mir das letzte mal die Füße so weh taten

Es war auch nicht ganz so schlimm, weil Donnerstag morgen ging es dann auch schon wieder weg.
Wieder mit Zelt, aber dieses mal überprüften wir vorneweg, ob alles vorhanden war.
Unser Ziel war dieses mal das Folkfestival in Viljandi.
Und abgesehen von dem Diebstahl meiner Kamera waren es wundervolle Tage.
Sonntag Abend ging es dann leider schon wieder zurück nach Russland.
Die 2 Wochen in Estland sind wie im Fluge vergangen, aber in nicht mal 2 Wochen bin ich ja schon wieder dort.

Nach 11 Tagen Lagern, 2 Wochen Estland ging es nicht nach Hause zum Ausruhen, sondern Montag morgen ging es gleich weiter mit der Elektritschka weiter zum Abschlussseminar von Perspektivy.
Das waren 3 weitere Tage im Wald mit Sonne und einem schönem See zum baden.
Aber eines wurde dadurch auch wieder klar. Es wird langsam wirklich ernst. Mein Jahr geht zu ende.
Jetzt heißt es langsam Koffer packen, Schränke ausräumen, Verabschieden, letzte Sachen unternehmen und die letzten Tage in Russland genießen.

1000 Küsse, Bettina


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